Erfahrungsbericht

Karlsruhe
20.03.2020
Nicht gemeldet
Lösung gefunden: Nein

Als Asiate oder in meinem Fall als Halbasiate hat man es in Deutschland nicht leicht. Rassismus begleitet mich seit meiner Einschulung bis hin zur Uni und zum Arbeitsplatz. Früher war es eher der offene Rassismus alla "Ch**g, Ch**g, Ch**g", "Sch**tzauge", "Reisf***ser" und andere kreative Wortfindungen. Als Erwachsener ist der Rassismus subtiler und eher mit dem Messer in den Rücken.

Speziell zum Anfang von Corona hatte ich einen Vorfall mit meinem damaligen Vermieter. Ich hatte meine Wohnung gekündigt und wollte einen Termin zur Schlüsselübergabe vereinbaren. Der Vermieter meinte daraufhin: "Schicken Sie mir bitte den Schlüssel zu. Ich möchte Sie nicht treffen. Sie wissen schon. Sie sind ja Chinese". Man muss dem hinzufügen, dass ich, wenn überhaupt, Japaner bin. Aber nicht einmal das, denn eigentlich bin ich deutscher, da ich in Deutschland geboren wurde, eine deutsche Mutter habe und in einem rein deutschen Kulturkreis aufgewachsen bin. Das einzige was mich von den meisten anderen deutschen unterscheidet ist mein Aussehen.

Ich könnte unzählige weitere Beispiele von Rassismus in meiner Vergangenheit preisgeben. Zum Beispiel begrüßte mich die Mutter meiner Exfreundin als sie mich das erste mal sah mit: "Die Hunde muss ich jetzt aber nicht verstecken oder?". Ein weiteres Beispiel war mein alter Geschichtslehrer der bei der Thematik des 2. Weltkriegs meinte: "Die Jap*en sind halt hinterhältig! Wie damals bei Pearl Harbor."
Irgendwann muss man jedoch einen Punkt machen. Auch für sich selbst. Denn wenn man zu lange über das Missverhalten, dass einem selber widerfahren ist, nachdenkt, geht es einem nur dreckig.

Ich würde mich gerne als Teil der Gesellschaft fühlen, aber merke immer wieder, dass ich nie vollkommen akzeptiert sein werde. In Zeiten von Corona zeigt sich die Hässlichkeit des Rassismus umso deutlicher und ist Anreiz dafür endlich etwas dagegen zu unternehmen.